So, 14.03.2021
Einlass:
19:00 h
Beginn:
20:00 h
Rap aus Berlin war immer schon anders: Das Gegenteil, die Antithese und die Alternative. Das war schon Ende der 90er Jahre
so und daran hat sich auch 20 Jahre später nichts geändert. In beständiger Regelmäßigkeit halten Crews aus der Hauptstadt
den ganzen vermeintlichen HipHop-Hypes etwas entgegen, das so gar nichts mit dem Playlisten-Einerlei zu tun hat, aber in Sachen
Aufmerksamkeit – sechsstellige YouTube-Klicks, ausverkaufte Auftritte etc. pp. - trotzdem mithalten kann.
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sind eine davon.
Zwei Rapper plus ein Manager, Motivator und Executive Producer in Personalunion. Ihre Namen spielen keine Rolle, wo sie herkommen
schon eher: Berlin, genauer: Kreuzberg. Noch genauer: der Wrangelkiez. Hier sind sie großgeworden. Zusammen mit ihren Jungs
– zwischen Kindergarten und Schule, Abhängen im JUZ und Fußballtraining. Immer draußen, nonstop auf Achse. 10997 – jeden Tag,
den ganzen Tag. Das prägt.
Wer sich so durch die Hauptstadt bewegt, der kommt zwangsläufig mit HipHop in Berührung. Da ist einerseits Graffiti: Die Jungs
werden im Umfeld einer der legendärsten Berliner Sprüher-Crews groß. Aber da ist andererseits auch Rap. Hören, selber probieren,
freestylen - macht doch jeder irgendwann mal.
Aus dem Keller des Jugendzentrums an der Schlesischen Straße geht es irgendwann auf die Bühne desselbigen. Und auf einmal
stehen da alle, von jung bis alt: Kumpels, Eltern, Geschwister, Freunde von Freunden - und Fans. Das ist im übrigens bis heute
so. Also weiter: Aus Songs ein ganzes Album machen. Auflage: 100 Stück, selbstgebrannt. Die Cover selbstgedruckt, genau wie
die Shirts und Pullis. Das klassische DIY-Ding eben. Und beim nächsten Mal steht gefühlt ganz Kreuzberg in der Schlange vor
dem Laden.
Selbst, wenn nur zwei rappen, stehen
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doch immer als Trio auf der Bühne. Bei den eigenen Konzerten, vor ausverkaufter Hütte, genauso wie als Support bei anderen
in leeren Locations. Der 1. Mai genauso wie undankbare Konzerte, aus denen sie aber auch die Live-Erfahrung ziehen, die sie
jetzt von anderen heutigen Rappen unterschiedet. Wer die Jungs einmal live erlebt hat, weiß, wovon die Rede ist. Mit dem Song
„Lauf“ samt dem dazugehörigen Video auf YouTube geht es 2017 schließlich auf die nächste Stufe. Von DIY zu Digital. Klick
nach Klick nach Klick – und dann mit Anlauf durch die Decke. Mit ihren drei EPs - „RK.EP.NR.01“, „RK.EP.NR.02“ und „RK.EP.NR.03“
– machen sich
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nach und nach auch über die Grenzen von Kreuzberg hinaus einen Namen.
Die Leute feiern, was die dreiköpfige Crew macht. Ihre Attitüde und ihr Auftreten, kurzum: einfach ehrliche Musik. Aus dem
Kiez, für den Kiez - diesen Ort, der sie mehr geprägt hat als alles andere. In ihrer Wortwahl, in ihrem Blick auf die Stadt,
ihren Wandel und gesellschaftliche Veränderungen, aber auch musikalische Einflüsse von Biggie bis Bowie, Trap bis Grime und
UK bis Frankreich, Altes und Neues, Stammesgesängen und Dancehall, Techno. In der Musik von
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kommt all das zusammen. Nicht bewusst und kalkuliert, sondern weil das ihr Leben ist.
Aber die Idee, dass
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vielleicht auch mehr als nur ein Trio ist. Die Jungs von früher sind immer dabei: Bei den Konzerten, als Kulissenbauer, Videoregisseure
oder sonst wie.
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ist ein Freundeskreis, ein Kollektiv, eine Idee, die größer als die Musik ist. Eine, die keine Erklärung braucht.
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geben praktisch keine Interviews. Warum auch? Ja, sie sind Teil dieser Szene. Aber was heißt das schon?
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wollen lieber ihr eigenes Ding machen, sich der Welt präsentieren, wie sie es für richtig halten – nicht bei irgendwelchen
Formaten, sondern mit ihrer Musik.
Zum Beispiel in Form des neuen Albums. Die Tracks sind anders als die bisherigen Veröffentlichungen entstanden. Nicht unter
Zeitdruck zwischen Texteschreiben in den eigenen vier Wänden und Zeitdruck beim Recorden in einem fremden Studio. Stattdessen
ging es gemeinsam mit BHZ-Mitglied und Haus- und Hofproduzent MotB ins brandenburgische Nirgendwo – im Kofferraum ein mobiles
Studio und jede Menge Beats, in den Köpfen erste Ideen. Ankommen, aufbauen und rappen. Eine Woche lang, drei Tracks am Tag.
Oder besser: In der Nacht: Aus dem Moment heraus und vor allem mit ganz anderen Vibes als in der Großstadt. Das Album heißt
nicht ohne Grund „OBSKUR“ - man hört den 11 Tracks die düsteren und dunklen Umstände an, unter denen sie entstanden sind.
Auch thematisch. Probierten sich
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auf ihren EPs noch in alle erdenklichen Richtungen aus, folgt „Obskur“ fast schon einem Konzept. Flexer- oder Representer-Tracks
wie „Fam“ nehmen einen eher geringeren Stellenwert auf dem Album ein und machen Platz für thematische Vielfalt. „Berlin brennt“
zeichnet mit seinen fragmentarischen Eindrücken ein fast schon surreales Bild von den Maikrawallen, während „Tiger“ einem
hektischen Streifzug durch das Viertel gleicht – und „2050“ wird zur eindrucksvollen Flucht nach vorne.
Keine Frage: „OBSKUR“ ist schwere Kost. Aber genau deshalb ist es auch so gut. Eigen und authentisch machen
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nach drei EPs auch jetzt auch auf Albumlänge ein für alle Mal deutlich, warum sie eine der spannendsten Crews sind, die deutschsprachiger
Rap dieser Tage zu bieten hat.
„OBSKUR“ erschien am 20.12.2019.