Curtis Harding nur als „Soul Man“ zu bezeichnen greift zu kurz. Ja natürlich, seine Musik ist unbestritten voller Soul, sein Songwriting bewegt und provoziert, aber in seiner Musik steckt mehr als das Etikett vermuten lässt. Hardings Stimme drückt Schmerz, Freude, Verlangen, Zärtlichkeit, Traurigkeit und Stärke aus, ein ganzes Füllhorn an Emotionen.

 „Soul Man“ ist zu einfach für einen Musiker wie Harding, einen Mann, der als Musiker schon mehrere Leben gelebt, sich in verschiedenen Stilen probiert, und all diese unterschiedlichen Sounds und Erfahrungen schließlich vereint hat um seine einzigartige Nische zu kreieren. 

Um Curtis Harding, den Singer-Songwriter, Drummer, Gitarrist und Produzent zu verstehen, muss man zuerst seine musikalischen Wurzeln verstehen.

Für Harding begann alles in seiner Geburtsstadt Saginaw in Michigan. Dort stellte ihm seine Mutter, selbst Sängerin, bei ihren gemeinsamen Kirchgängen erstmals den Sound und Spirit der Gospelmusik vor. Mit seiner Familie sang und spielte er in seiner Jugend Schlagzeug in der Kirche, wobei Lieder wie Mahalia Jacksons „Elijah Rock“ tiefen Eindruck beim jungen Curtis hinterließen.

Während die Platten seiner Mutter dem Göttlichen huldigten, zeigten ihm die Rap-Kassetten seiner großen Schwester die Schönheit der weltlichen Musik. Er bewunderte seine große Schwester, die selbst als Amateur-Rapperin im Stil von MC Lyte tätig war, und schon bald schrieb Curtis seine eigenen Reime. Nach einer nomadenhaften Jugend mit vielen Umzügen schlug er schließlich Wurzeln in Atlanta, dem perfekten Platz für einen intellektuell interessierten jungen Mann um seinen musikalischen Horizont zu erweitern.

Dort arbeitete der Rapper und Reimschreiber Curtis schließlich als Songwriter und Back-Up-Sänger für CeeLo Green und feilte an seinen songschreiberischen Fähigkeiten und seinem Gesang. Das Ziel ist es nicht zu beweisen, dass er singen kann, sondern dass das Publikum es fühlt. Es reicht Curtis nicht als Sänger kompetent zu sein, seine Stimme und seine Texte müssen einen Zweck erfüllen.

Curtis Hardings Definition von „Soul“ ist eine weitgreifende. Soul ist der Inhalt, nicht die Form. Er fand ihn in Atlantas Punkszene, bei Rapshows, er hörte ihn auf Bob Dylans Platten und er traf Seelenverwandte, die gleich empfanden.

So gründete er mit Cole Alexander von Black Lips die Band Night Sun. Damit wurde er eine fixe Größe sowohl in den Studios als auch auf den Bühnen und entwickelte seine ihm eigene Erfolgsformel: die Synthese. „Ich nehme alles, was ich in den diversen Genres gelernt habe, werfe es in einen Topf und machen damit was komplett Neues.“