Do, 16. Jun 2011
I BLAME COCO
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Dass Eliot Paulina Sumner, Rufname Coco, bei diesen Eltern beruflich nicht so einfach Konditorin oder Reisekauffrau werden konnte, war klar. Und doch hat sich schon so manches Kind demonstrativ vom Metier seiner Promi-Eltern abgewandt und dafür lieber ordentlich Rauschmittel konsumiert. Bei Coco bestand diesbezüglich nie eine Gefahr, schon im Alter von 15 Jahren beginnt sie, erste Songs zu schreiben.
Mit 17 Jahren unterschreibt sie ihren ersten, gut dotierten Plattenvertrag und ruft im Song „My Name is A Stain“ trotzig: „Vergesst meinen Vater, ihr müsst meine Band hören„. Ihr Daddy Sting ist immerhin so etwas wie ein ewiger Pop-Held, hat mit The Police und als „Englishman In New York“ Abermillionen Platten verkauft und war auch mal ein ganz passabler Schauspieler. Cocos Mutter, Trudie Styler, ist Filmproduzentin und für das optische Gelingen der Tochter nicht minder verantwortlich.
Klar, dass der Plattenfirma bei einem solchen genetischen Vermarktungspotential das Wasser im Mund zusammenläuft. Ihr Debütalbum nimmt sie innerhalb von sechs Monaten in Schweden mit Sugababes-Produzent Klas Åhlund auf, der mit seinen Teddybears STHLM auch mal einen veritablen MTV-Hit landet: „Rock’n‘ Roll High School“.
Er dürfte es auch gewesen sein, der den Kontakt zu Dance-Queen Robyn herstellt, die in der schneidigen Pop-Punk-Single „Ceasar“ den Refrain singt. „I want to annoy / And I’m going to enjoy it„, singt Coco in einer Strophe selbst, es ist ein weiterer Ruf nach Eigenständigkeit. Dabei fällt auf, dass sie ihre rauchige und kehlige, manchmal auch blecherne Intonation genau wie die eigenwillige Vorliebe für einen dezenten Ska- und Reggae-Vibe definitiv von ihrem Vater geerbt hat.
Die zweite Single „Self Machine“ ist dagegen – wie auch wie der Großteil ihres Debütalbums „The Constant“ – in ein fluoreszierendes Electro-Pop-Outfit gekleidet, wie es auch La Roux, Little Boots und Marina And The Diamonds bieten. Der überschäumende Wille zu catchy Hooklines, rasanten Bridges und großen Pop-Melodien wird durch diesen britischen Sound-Kommunismus jedoch nicht unterdrückt.
„The Constant“, auf dem sich auch das Neil Young-Cover „Only Love Can Break Your Heart“ befindet, wird in England mit gemischen Gefühlen wahrgenommen. Ihr angeborenes Talent schimmere durch, schreibt The Daily Telegraph. Ihr fehle noch das Alleinstellungsmerkmal, glaubt man dagegen beim Guardian. In jedem Fall ist sie jedoch mehr als ein überprivilegiertes Kind, das Popstar spielt.