So, 16. Okt 2011

NICK HOWARD

Scheinwerfer an! So frei könnte man „When The Lights Go Up“ von Nick Howard, übersetzen. Und in der Tat tritt mit dieser Platte ein Singer-Songwriter ins Rampenlicht, dessen milden Pop-Folk wahrscheinlich schon Millionen mögen – ohne es zu wissen.

Weshalb? Nick Howards Songs untermalten in der Vergangenheit zahlreiche Serien (The Hills, 90210, LA Ink) und Spots (Tommy Hilfiger, Vogue, Apple, Nokia). Sie haben Gefühl, Melodie und jenen britischen Akzent, der schon einige Vertreter dieses Genres großen Zuspruch eingebracht hat.

Nun also Nick Howard. Ein 28-jähriger Brite aus Brighton, der seit sechs Jahren im New Yorker Stadtteil East Village lebt, dem ältesten Künstlerviertel der exzentrischen, lauten, wilden Metropole. Einer, der sich exakt dort wohl fühlt und sagt „ich wusste immer, dass ich Musik machen muss.“ Und trotzdem zunächst seinen Informatik-Abschluss an der Universität in Nottingham machte. Einer, der sich das Gitarrespielen selbst beibrachte, nachdem er Michael J. Fox in „Zurück in die Zukunft“ gesehen hatte. Einer, der nach einem New York-Besuch wusste, „hier will ich hin, weil das hier das absolute Musik-Mekka ist“, und sich mit zahlreichen Nebenjobs durchschlug, auf Festivals und in US-Colleges tourte. 2008 endlich sein erstes Album „Something To Talk About“. Die Single „A Better Man“ erreichte die US-Charts. Ein starkes Debüt.

Und doch „denke ich die ganze Zeit mein zweites Album ist mein Debüt,“ sagt Nick Howard. Denn für „When The Lights Go Up“ wagte er den Sprung zum Profi-Musiker, gab vor anderthalb Jahren seine Grafik- und Kellnerjobs auf, suchte sich namhafte Produzenten: Zum einen Marshal Altman, der bekannt dafür ist, Singer-Songwriter-Poesie und Pop in die goldene Mitte zu mixen.

„Zwischen diesen beiden Genres sehe ich mich,“ so Howard. Dank Marshal Altman an den Reglern klingt er auch so. Drei Tracks hat der US-Produzent (u.a. Natasha Bedingfield, Matt Nathanson) zur emotionalen Nummer gemixt: „Days Like These“, „Tomorrow“ und die erste Single „Falling For You“. Sie handelt vom Verliebtsein, ist fröhlich, geht leicht ins Ohr – und von dort nicht mehr raus. Eine catchy Pop-Ballade die gleichzeitig viel über die Person hinter der Akkustik-Gitarre verrät.

Überhaupt ist die Intimität seiner Gitarre Howards Erfolgsrezept. „Die Akustik-Gitarre ist neben dem Piano das einzige Instrument, das man alleine spielen kann, ohne viel Brimborium und Bühnenzauber“ sagt der 28-Jährige. Gerade auf Tour schätzten seine Fans diese Authentizität und Nähe.

Für die Aufnahmen zu den weiteren acht Songs auf „When the Lights Go Up“ ist die Gitarre deshalb auch das dominierende Instrument. Trotzdem sorgte Howards zweiter Produzent Dave Bechtel für Abwechslung bei den Aufnahmen in einem Tonstudio in Nashville, USA. Er holte neben einer E-Gitarre vor allem Streicher ins Studio. Sie geben Liedern wie „Tonight“ oder „On the line“ einen Hauch Romantik.

Für „Grow“, einen Song über Geduld umgarnte Howard die Niedlichkeit einer Ukulele mit der Ernsthaftigkeit einer E-Gitarre. „Mein persönlichstes Stück auf dem Album.“ Eines, das vom reifer werden und Warten handelt.

Sehr lange Warten musste Nick Howard selbst allerdings nicht, um einer der gefragtesten Pop-Barden derzeit zu werden. Innerhalb kürzester Zeit spielte er sich vom Support Act (Lighthouse, Jack Johnson) zum Shootingstar. Seine erste eigene Deutschlandtour Ende Februar ist bereits ausverkauft. „Ich muss einfach auf einer Bühne stehen und Musik machen. Da bin ich am meisten ich. Da bin ich frei,“ sagt der Brite.

Deshalb hätte er seinen offiziellen Schritt ins Rampenlicht auch „When The Lights Go Up“ genannt. Also: Scheinwerfer an!

B 72
Hernalser Gürtel Bogen 72 -73, 1080 Wien
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