So, 5. Sep 2010
PLACEBO
PLACEBO widerspricht der herkömmlichen Bezeichnung des Namens eigentlich total. Tatsächlich erzielte die Band eine enorme und nachhaltige Wirkung, beim Publikum, der Kritik, in den Charts, bei den Kollegen, in der Alternative Rock-Szene im Allgemeinen. Absolut mehr Sein als Schein also. Mit ihren zwischen 1996 und 2006 veröffentlichten 5 Studio-Alben für das an Virgin angedockte Label Hut Recordings sorgte das Trio um Brian Molko, den mit markanter Stimme ausgestatteten Sänger und einem ungewöhnlichen Saiten-Tuning spielenden Gitarristen, allerorten für Furore. Der musikalische Stil unterschied sich dabei merklich vom zu jener Zeit, Mitte der 90er, grassierenden Brit-Rock. Die Orientierung war stets sowohl rückwärts gewandt als auch parallel zeitgemäß ausgerichtet, Glam Rock, Punk und Grunge-Tendenzen spielen ebenso eine Rolle wie elektronische Elemente oder nahezu avantgardistische Sound-Experimente.
Nach 13 Jahren, fünf Studioalben, zehn Millionen verkauften Longplayern, Zusammenbrüchen, persönlichen Aufräumarbeiten und dem kontinuierlichen Anschwellen globalen Erfolgs brauchten Placebo eine Veränderung. Als sich die Welttournee für das 1,1 Millionen Mal verkaufte fünfte Album „Meds“ im Jahre 2007 nach 18 Monaten begeistert angenommener Arena-Shows rund um den Erdball ihrem Ende zuneigte ? eine Tour voller Fan-Hingabe und Stadionauftritten in Chile, Mexiko, Brasilien, Frankreich und Deutschland ? fanden sie sich selber wieder als eine gebrochene Band.
Und so verließ, kurz nachdem die Tour beendet war, Steve Hewitt ? Placebos Drummer seit 1996, als er den Hocker von Gründungsmitglied Robert Schultzberg zu einem Zeitpunkt übernahm, als ihr erster großer Hit „Nancy Boy“ global einschlug ? die Band.
Noch immer sprühend voll mit neuen und pulsierenden Ideen machten sie sich an ihr sechstes Album. „Wir hatten noch immer zahlreiche neue musikalische Wege zu erkunden“, wie Stefan sagt ? Molko und Olsdal kehrten zu der Form des gemeinsamen Schreibens zurück, mit der sie die Band 1994 begonnen hatten. Ihr Vertrag mit Virgin war mit „Meds“ ausgelaufen. Unwillig, sich erneut in die Maschinerie von Majorlabels zu begeben, ergriffen sie lieber die Gelegenheit auf vollkommene künstlerische Freiheit und entschieden, ihr sechstes Studioalbum selber zu finanzieren ? mit der vagen Intention im Kopf, eine Supernova von Platte zu machen.
„Ich wollte eine Platte machen, die sehr farbenprächtig ist“, erzählt Brian, „weil ich das Gefühl hatte, dass ?Meds“ ziemlich dunkel und niederschmetternd geraten war. Es gab einzelne Momente auf ?Meds’, die emotional und musikalisch zweifellos zu den kargsten unserer Karriere gehören. Also wollte ich etwas machen, das ein wenig befreiter und optimistischer klingt, fast psychedelisch im Wortsinne ? also nicht unbedingt unmittelbar durch psychedelische Musik inspiriert, aber doch voller Farbenpracht. Ich wollte etwas erzeugen, das eine libidinöse Qualität besitzt.“
„Ich sehe sehr optimistisch in die Zukunft“, strahlt Brian breit und zuversichtlich. „Ich befinde mich in einer äußerst positiven Grundstimmung und in einer aufgeräumten Gedankenwelt. Es ist alles sehr aufregend. Da ist noch immer sehr viel Leben in dem alten Hund.“
Und genau das wollen wir sehen im September!